Aus rechtlicher Sicht: Abtreibung im Ausland

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Darf man im Ausland abtreiben – auch nach 90 Tagen?

  • Jeder Mitgliedsstaat der Europäischen Union regelt den Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen alleinverantwortlich und unterschiedlich. So unterscheiden sich auch die Fristen in den Ländern, bis wann man abtreiben kann.
  • In Italien und Südtirol ist eine Abtreibung innerhalb der ersten 90 Tagen der Schwangerschaft (gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Menstruation) möglich. Unter bestimmten Umständen auch später.
  • Warum manche Frauen darüber nachdenken, eine Abtreibung im Ausland durchführen zu lassen, kann ganz unterschiedlich sein. Ein Grund kann sein, dass die eigene Schwangerschaft erst spät bemerkt wurde und die Frist im eigenen Land verstrichen ist.

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Rechtliche Hinweise zur Abtreibung im Ausland

Bis wann und unter welchen Umständen ein Schwangerschaftsabbruch möglich ist, regelt die jeweilige Gesetzgebung des Staates nach eigenen Vorschriften, die sich von Land zu Land unterscheiden können. In einigen europäischen Ländern ist eine Abtreibung zum Beispiel nicht legal oder es gibt unterschiedliche Fristen, bis wann Schwangerschaftsabbrüche möglich sind.

Für italienische Staatsbürgerinnen oder für Frauen, die ihren ständigen Wohnsitz in Italien haben, gelten die gesetzlichen Bestimmungen des italienischen Strafgesetzbuches zum Schwangerschaftsabbruch, solange sie sich in Italien aufhalten.
Theoretisch ist eine Abtreibung in einem anderen Land legal, da dann die Gesetze des jeweiligen Landes gelten, in dem die Abtreibung durchgeführt wird.

Mehr zur Rechtslage in Italien findest Du hier:

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Kosten einer Abtreibung im Ausland

Die Kosten für eine Abtreibung im Ausland variieren von Klinik zu Klinik. Dabei ist die Dauer der Schwangerschaft maßgeblich, weil bei fortgeschrittener Schwangerschaft eine andere Abtreibungsmethode angewandt werden muss, und der Eingriff dadurch mit einem größeren medizinischen Aufwand erfolgt. Das verursacht höhere Kosten.

Die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch im Ausland trägt die schwangere Frau selbst. Eine Übernahme durch das italienische Gesundheitssystem ist nicht möglich. In den allermeisten Fällen muss der Betrag vor der Behandlung von der Patientin entrichtet werden.

Freiwilliger Schwangerschaftsabbruch im Ausland: Häufige Erfahrungen

Jede Frau ist in ihrem Wesen, in ihren Empfindungen und auch in ihrem kompletten Lebensumfeld einzigartig. Somit nimmt jede Frau eine Abtreibung anders wahr – allgemeine Aussagen sind also schwierig. Wir greifen daher hier drei Aspekte auf, die Frauen erfahrungsgemäß besonders häufig rund um einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch im Ausland beschäftigen:

1) Äußerer Aufwand


Entscheidet eine Frau sich, den Schwangerschaftsabbruch weiter entfernt von ihrem Wohnort vornehmen zu lassen, so ist dies in der Regel mit einem erhöhten Aufwand verbunden. Längere Fahrten und die ungewohnte Umgebung tragen eher nicht zum inneren Wohlbefinden bei. Immer wieder berichten Frauen in der Folge, sich im fremden Land sehr alleine gefühlt zu haben.

2) Therapeutischer Schwangerschaftsabbruch – eine besondere Belastung

Eine Abtreibung etwa nach der 16. Woche und darüber hinaus beschäftigt viele Frauen noch länger.
Manche Frauen spüren vor der Abtreibung das Kind bereits und erleben dadurch die Situation als besonders intensiv und belastend. Viele Frauen bewegt bei einer späten Abtreibung auch der Gedanke, dass ein Kind bereits ab ca. der 22. Woche außerhalb des Mutterleibes lebensfähig ist.

3) Entscheidung unter Druck

Manche Frauen spielen mit dem Gedanken, eine späte Abtreibung im Ausland machen zu lassen, weil die Umstände besonders sind. Manche Frauen fühlen sich unter Zeitdruck, weil sie erst spät von der Schwangerschaft erfahren haben.


Leider kommt es auch immer wieder vor, dass das Umfeld so lange Druck macht, wie die Frist für eine Abtreibung im Ausland noch offen wäre… So manche Frau hält diesem Druck irgendwann nicht mehr stand und beendet die Schwangerschaft dadurch nicht aus freiem Herzen, sondern aus Angst. Das empfinden viele Frauen im Nachhinein als sehr belastend.



(Ungeplant) schwanger nach der eigentlichen Frist – was nun?

Immer wieder kommt es vor, dass Frauen aus verschiedensten Gründen eine Schwangerschaft erst spät bemerken und sich dann besorgt die Frage stellen, wie es weitergehen soll. Oder eine Frau hatte sich eigentlich bereits für das Kind entschieden, doch dann geschieht etwas, was sie derart aus der Bahn wirft, dass sie über eine Spätabtreibung im Ausland nachdenkt…
Was auch immer davon auf Dich zutreffen mag oder ob Deine Situation vielleicht ganz anders ist – augenblicklich geht es Dir vermutlich nicht gut, und die verschiedenen Gedanken, Sorgen und Gefühle lassen Dich kaum zur Ruhe kommen.

Du bist es wert, Dir die Hilfe zu nehmen, die Dir guttun könnte!

Wenn Du denkst, dass es Dir in dieser so schwierigen Situation helfen könnte, mit jemandem zu sprechen, melde Dich gerne bei den Beraterinnen von Pro Femina e.V.

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Autoren & Quellen

Autorinnen

Maria Nagele,
Sozialpädagogin

Anna Spandri,
Fremdsprachenkorrespondentin

Überprüfung

Juristisches Team

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