Infos & Erfahrungen: Abtreibung – welche Narkose?

Abtreibung – welche Narkose?

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Schwangerschaftsabbruch mit Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung?

  • Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Methoden der Betäubung, die bei einem operativen Schwangerschaftsabbruch zum Einsatz kommen: Eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung.
  • Welche Methode angewandt wird, empfiehlt der jeweilige Arzt im Einzelfall.
  • Beide Narkose-Arten können Vor- und Nachteile haben.

Hier findest Du alle Informationen zum Thema Narkose beim Schwangerschaftsabbruch.

Tipp für Dich: ⚖️ "Abtreiben: ja oder nein?" – zum Abtreibungstest

Vollnarkose bei einem Schwangerschaftsabbruch

ℹ️ Eine Vollnarkose bewirkt, dass Du innerhalb weniger Sekunden nach der Verabreichung des Mittels einschläfst und dann für eine gewisse Zeit – je nach Dosis länger oder kürzer – nichts mehr mitbekommst.

Bei einem Schwangerschaftsabbruch gibt es mindestens einen Tag vor dem Eingriff ein Aufklärungsgespräch mit dem durchführenden Arzt bzw. Narkosearzt. Dort werden die genaue Wirkweise sowie alle Risiken und Nebenwirkungen abgesprochen und die nötigen Papiere unterzeichnet.

Bei einem Eingriff mit Vollnarkose (auch bei Abtreibung) sollte man sich immer von jemandem begleiten lassen. Den Rest des Tages darf man kein Fahrzeug führen und ist womöglich noch „schwach auf den Beinen“. Außerdem sollte man sich körperlich schonen.

Wie lange dauert eine Abtreibung unter Vollnarkose?

Unmittelbar vor dem Eingriff werden ein Narkosemittel und ein Schmerzmittel über eine Vene gespritzt. Ein Schwangerschaftsabbruch mit der Absaugmethode dauert etwa eine Viertelstunde, sodass die Narkose nicht allzu tief sein muss. Während einer Vollnarkose spürt man in der Regel gar nichts oder zumindest fast nichts.

Am Ende des Eingriffs lässt der Narkosearzt/die Narkoseärztin die Frau wieder aufwachen. In dieser Phase kann man Schmerzen spüren, die meistens leicht oder mittelstark sind und in der Regel höchstens eine halbe Stunde dauern. Eventuell fühlt man sich erst einmal benommen oder schwindlig.

Nach der Narkose bleibt man noch mindestens eine halbe Stunde unter Beobachtung in einem Aufwachbereich, bis man sich wieder einigermaßen stabil fühlt und nach Hause gehen kann.

Örtliche Betäubung: eine Abtreibung unter Lokalanästhesie

Anders als bei der Vollnarkose ist man bei einer örtlichen Betäubung bei vollem Bewusstsein. Nur das Schmerzempfinden am Gebärmutterhals wird unterdrückt bzw. vermindert.

Auch bei einem Schwangerschaftsabbruch mit Lokalanästhesie findet vorab ein Aufklärungsgespräch mit dem Arzt statt, in dem alle medizinischen Punkte besprochen werden.

Ablauf eines Schwangerschaftsabbruchs unter örtlicher Betäubung

  • Direkt vor dem Eingriff wird über die Scheide ein Schmerzmittel in den Muttermund, also das unterste Ende des Gebärmutterhalses, gespritzt. Dafür sind zwei bis sechs Stiche notwendig. Ziel ist es, den Gebärmutterhals so zu betäuben, sodass bei der erforderlichen Dehnung des Gebärmutterhalses keine Schmerzen spürbar werden.
  • Anschließend wird der operative Schwangerschaftsabbruch durchgeführt.
  • Das Betäubungsmittel verliert nach dem Eingriff nach und nach seine Wirkung.

Vor- und Nachteile bei einer Abtreibung mit und ohne Vollnarkose

Jede Frau ist individuell und reagiert anders auf eine Vollnarkose und auf einen Schwangerschaftsabbruch. Nachfolgend sollen verschiedene Erfahrungen dargestellt werden.

Mit Vollnarkose

Erfahrungsgemäß berichten Frauen ganz unterschiedlich von einer Abtreibung mit Vollnarkose.

Als Vorteil wird häufig der vollständige Schlaf während des Eingriffs gewertet, weil man dadurch nichts davon mitbekommt. Das kann sehr entlastend wirken.

Andere Frauen empfinden diesen Schlaf aber auch als verwirrend. Denn wenn sie aufwachen, ist die Schwangerschaft gefühlt auf einen Schlag vorbei. Manche Frauen tun sich bei der Verarbeitung des Eingriffs mit diesem Punkt schwer, weil sie umso mehr eine plötzliche Leere empfinden können. Ein Nachteil ist außerdem, dass man sich nach einer Vollnarkose häufig noch einige Stunden sehr benommen und schwindelig fühlt.

Vorteile:

  • vollständiger Schlaf während des Eingriffs

Nachteile:

  • Verwirrung und plötzliche Leere, weil auf einen Schlag alles vorbei ist
  • Schwindelgefühl nach der Narkose

Ohne Vollnarkose

Auch die Erfahrungen von Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch ohne Vollnarkose durchlebt haben, sind unterschiedlich.

Manche Frauen ziehen es vor, den Eingriff bei Bewusstsein zu erleben, um dadurch ganz bewusst die Abtreibung zu durchleben. Ihnen fällt es dadurch leichter, den Eingriff zu verarbeiten. Für andere Frauen wiederum ist es belastend, bei vollem Bewusstsein zu sein und dadurch alle Gespräche und Geräusche mitzubekommen.

Ein Nachteil ist, dass das Schmerzempfinden bei der örtlichen Betäubung nicht unbedingt komplett unterdrückt wird. Das bedeutet, dass manche Frauen bei der Aufdehnung des Gebärmutterhalses noch leichte bis mittelstarke Schmerzen spüren. Da die übrige Gebärmutter von der örtlichen Betäubung ausgenommen ist, spüren viele Frauen auch, wenn die Absaugung erfolgt und die Gebärmutter sich anschließend zusammenzieht, entsprechende Schmerzen. Meistens klingen diese jedoch schnell wieder ab.

Vorteile:

  • Volles Bewusstsein dient manchen Frauen zur besseren Verarbeitung

Nachteile:

  • Schmerzempfinden wird nicht unbedingt vollständig unterdrückt
  • Für viele Frauen: Belastung, alles bei vollem Bewusstsein mitzuerleben

Schwangerschaftsabbruch mit oder ohne Narkose?

Vermutlich bist Du auf diesen Artikel gestoßen, weil für Dich eine Abtreibung im Raum steht und Du Dich gerade fragst, wie Du diesen Schritt gut überstehen kannst – sowohl körperlich als auch seelisch. Dabei ist die Frage nach der Narkose für den Schwangerschaftsabbruch oder auch nach der Abtreibungsmethode eine von vielen wichtigen Fragen.

Einerseits kannst nur Du selbst diese Fragen für Dich beantworten. Wie es Dir mit Deiner Entscheidung geht, wird wesentlich davon abhängen, wie frei Du Dich in der Situation selbst gefühlt hast, so zu entscheiden, wie Du es möchtest.

Andererseits kann es auch helfen, alle Fragen, die Dich beschäftigen – egal, ob Du Dir gerade die allerersten Gedanken machst oder der Termin für einen Abbruch schon steht – gemeinsam mit einer anderen Person zu besprechen.

Dir stehen dabei jederzeit die Beraterinnen von Pro Femina e.V. zur Verfügung, egal ob es um medizinische oder persönliche Fragen geht. Sie hören Dir gerne zu und schauen zusammen mit Dir Deine ganz individuelle Situation an.
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Autoren und Quellen

Autorin

Dr. med. Roswitha Henkel,
Ärztin

Überprüfung

Medizinisches Team

Quellen

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