Großer Druck: Nötigung zur Abtreibung

Nötigung zur Abtreibung

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Darf mein Partner oder jemand anderes mich zur Abtreibung zwingen?

  • Dem Gesetzgeber ist es wichtig, dass grundsätzlich jede Person in Österreich gut geschützt ist – und zwar vor jeder Art der physischen oder psychischen Gewalt. 

  • Es ist daher strafbar, jemanden zu nötigen, ihm gefährlich zu drohen, oder gar beharrlich zu verfolgen.
  • Zudem darf ein Schwangerschaftsabbruch immer nur mit Einstimmung der Schwangeren erfolgen.

Gesetzliche Grundlagen

Im Strafgesetzbuch (§ 105 – 107 StGB) wird geregelt, dass eine Nötigung „mit Gewalt oder durch gefährliche Drohung zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung“ unter Strafe steht.


Eine schwere Nötigung ist zum Beispiel die Drohung mit dem Tod oder anderen empfindlichen Übeln. Eine gefährliche Drohung beschreibt, wenn man dadurch stark in Furcht und Unruhe versetzt wird. Je nach Schwere der Tat kann das eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bedeuten – denn der Gesetzgeber sieht darin ein großes Unrecht.

Selbst der Versuch, eine Frau zur Abtreibung zu nötigen, ist schon strafbar.
In § 98 wird außerdem ausdrücklich gesagt, dass ein Schwangerschaftsabbruch ohne Einwilligung der Schwangeren bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe bedeuten kann.

Es ist aus rechtsstaatlicher Sicht demnach wichtig, dass eine Abtreibung eine freiwillige und eigenständige Entscheidung der Frau ist – und sie nicht dazu gedrängt wird.

Druck aus dem Umfeld

Wenn das Umfeld sehr stark die Meinung vertritt, dass eine Abtreibung der einzige Weg für Dich wäre, oder wenn Du Dich anderweitig in diese Richtung gedrängt fühlst, kann das ein ziemlicher Eingriff in Deine persönliche Freiheit sein.
Solche Einflüsse von außen können es zusätzlich schwer machen, eine Entscheidung zu treffen, mit der es Dir langfristig gut geht, und die im Einklang mit Deinen inneren Werten und Überzeugungen steht.
✅ Im Artikel „Wie treffe ich eine gute Entscheidung?“ findest Du Tipps dazu, wie Du einem Weg, der für Dich selbst stimmig ist, näher kommen kannst.


Vielleicht fühlst Du Dich im Augenblick wie hin- und hergerissen. Es wäre verständlich, Du wünschst Dir, dass der Druck endlich aufhört und Du Dich nicht mehr bedrängt fühlst. Deshalb stellst Du Dir womöglich die Frage: Soll ich abtreiben, oder nicht? Zugleich ist es Dir vermutlich wichtig, dem zu folgen, was Du Dir persönlich wünschst.

Wenn der Partner ablehnend reagiert

Es kommt leider auch oft vor, dass sich der Partner/Vater gegen das gemeinsame Kind ausspricht, und das zum Teil auch drohend.
Im Artikel „Schwanger – er will das Kind nicht“ kannst Du mehr darüber erfahren, warum manche Männer so reagieren.

Vielleicht ist es im Augenblick kaum vorstellbar, aber erfahrungsgemäß brauchen die meisten Männer nur ein wenig mehr Zeit als Frauen, um sich auf die neue Situation einzustellen. Rückblickend ist ein Mann oft froh, wenn seine Partnerin sich durch seine Reaktion nicht hat verunsichert lassen. Weitere Tipps für Dich, wie Du mit der Situation umgehen kannst, findest Du auch in den folgenden Artikeln:
➡️ Ich will das Kind behalten – wie sage ich es meinem Partner?
➡️ Schwanger in einer instabilen Beziehung
Wichtig:
👊🏼 Dir wird Gewalt angedroht oder angetan?
Wenn Du Dich in einer akuten Notlage befindest, kannst Du die Polizei rufen.
Du brauchst Rat, Einschätzung von außen und Beistand?
☎️ Auch die Beraterinnen von Pro Femina e.V. helfen Dir gerne weiter! Zum Beispiel über die kostenlose Rufnummer (Mo-Fr 8:30-17:30 Uhr)

Wenn die Eltern gegen das Kind sind

Du bist minderjährig und schwanger, und vielleicht weißt Du noch gar nicht, was Du jetzt genau denken und fühlen sollst – aber Deine Eltern nehmen rasch alles in die Hand und möchten die Situation durch eine Abtreibung beenden?
Möglicherweise geht Dir das viel zu schnell, vielleicht würdest Du sogar Dein Kind gerne bekommen. Aber es scheint, als würden Deine Wünsche und Überlegungen keine Rolle spielen.
Vermutlich bist Du – was in Deinem Alter recht normal ist – von Deinen Eltern noch in gewisser Weise abhängig, finanziell und vor dem Gesetz. Vielleicht droht man sogar Dich zu bestrafen, wenn Du Dich nicht „fügst“, z.B. Dich aus der Wohnung hinauszuwerfen. Gerade Frauen, die noch zu Hause wohnen oder in besonderer Art in einem Abhängigkeitsverhältnis zu anderen Personen (z.B. Eltern, Verwandte, Partner, Arbeitgeber usw.) stehen, fällt es häufig schwer, sich diesem Druck zu entziehen. Auch auf emotionaler Ebene ist Druck aus dem nächsten Umfeld und von nahestehenden Angehörigen oft besonders schmerzlich.
Jemanden zu nötigen, oder ihm gefährlich zu drohen, sodass er aus Angst gegen seinen Willen handelt, ist in Österreich strafbar (StGB §105f.) Zu den genauen gesetzlichen Regeln kannst du oben lesen ⬆️.
Vor dem Gesetz bilden auch Deine Eltern keine Ausnahme, ebenso wenig der Vater des Kindes oder andere Personen, die Dich möglicherweise zu einer Abtreibung drängen. Sie alle machen sich schon beim Versuch der Nötigung strafbar.
Auch wenn Du jetzt vielleicht nicht gleich zur Polizei gehst: Deine Rechte zu kennen, kann Dir vielleicht schon ein besseres inneres „Standing“ in Auseinandersetzungen mit den Betreffenden geben.


Vielleicht spürst Du im Augenblick schon sehr genau, was Du möchtest? Es wäre aber auch verständlich, wenn Du nun verunsichert bist, vielleicht auch aufgrund der Reaktion Deiner Eltern. So fragst Du Dich vielleicht, ob Du abtreiben sollst oder nicht.

  • 🙎‍♀️ Schwanger unter 18: Abtreiben oder Kind behalten? – mach hier den Selbsttest. Er kann Dir helfen, Dich innerlich zu sortieren und Deinen Weg zu finden.

Warum reagieren manche Eltern so?

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Deine Eltern eigentlich nur das Beste für Dich wollen. Vielleicht sind sie selbst ratlos und sehen eine Abtreibung momentan als die einzige Lösung. Nur spürst Du bei dieser wichtigen Sache vielleicht, dass das Richtige in diesem Fall etwas ganz anderes für Dich ist…
Ganz in Ruhe darfst Du daher Schritt für Schritt Deine Gedanken und Gefühle sortieren, um schließlich einen Weg zu finden, zu dem Dein Kopf und Dein Herz ja sagen können. Gerne unterstützen wir Dich dabei und überlegen mit Dir gemeinsam, wie Du Dich nun am besten verhalten kannst, auch Deinen Eltern gegenüber:

ℹ️ Übrigens: Oft ist es so, dass auch die Eltern erst einmal Zeit brauchen, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Du ein Baby erwartest. Vielleicht benötigen auch sie etwas Beratung. Solltest Du das wünschen, gibt es z.B. die Möglichkeit, dass Ihr Euch zusammen beraten lasst oder dass die Beraterin von Pro Femina e.V. mit Deinen Eltern spricht.
Auf jeden Fall gibt es gute Lösungen, wenn Du Dein Baby bekommen möchtest – auch wenn Deine Eltern nicht zustimmen. Für minderjährige schwangere Frauen und junge Mütter, die aus familiären Gründen nicht mehr zu Hause wohnen können, gibt es beispielsweise die Möglichkeit, in ein Mutter-Kind-Heim zu ziehen, und viele weitere Formen der Unterstützung.
📗Im Artikel „Schwanger unter 18 – wie kann es weitergehen?“ haben wir verschiede Wege und Möglichkeiten, die es für Dich in der Schwangerschaft und nach der Geburt geben kann, zusammengestellt. Hier findest Du Infos zu den Themen Wohnung, Finanzen, Schule/Ausbildung und vieles mehr.

Zur Abtreibung gedrängt – wenn Du selbst betroffen bist

Vermutlich ist die momentane Situation alles andere als einfach für Dich und Du ringst mit Dir um eine gute Entscheidung. Wir haben hier einige Gedanken und Tipps für Dich, die Dir weiterhelfen können:

  • Du hast ein Recht darauf, in dieser Entscheidung nicht bedrängt zu werden.
  • Vielleicht hilft es Dir in diesem inneren Prozess, Unterstützung von einer außenstehenden Person zu suchen, um Deine persönliche Entscheidungsfreiheit in Anspruch zu nehmen. Womöglich gibt es liebe Menschen in Deinem Umfeld, die Dir unterstützend zur Seite stehen und Dir Raum geben, um Deinen eignen Weg zu finden?
  • Für manche Frauen ist es hilfreich, zunächst einen gewissen räumlichen Abstand zu der Person/den Personen zu gewinnen, von denen sie sich in Richtung Abtreibung gedrängt fühlen.
  • Wenn Du das möchtest, sind die Beraterinnen von Pro Femina e.V. an Deiner Seite, um mit Dir gemeinsam zu überlegen, welche Möglichkeiten Du hast und was Dir in Deiner Lage Erleichterung verschaffen könnte. Wende Dich gerne jederzeit an sie – kostenfrei und vertraulich, wenn Du willst auch anonym.

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