Den richtigen Weg finden: Kann ich eine Abtreibung mit meinem Gewissen vereinbaren?

Abtreibung & Gewissen

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Das Gewissen als Kompass für die richtige Entscheidung

  • Für viele Frauen im Schwangerschaftskonflikt stellt sich die Frage: Kann ich eine Abtreibung mit meinem Gewissen vereinbaren? Oder auch: Würde ich eine Abtreibung bereuen?
  • Vielleicht nimmst Du Deine momentane Situation bewusst als einen Gewissenskonflikt wahr. Es gibt so viele Gründe, die für eine Abtreibung sprechen. Und doch spürst Du vielleicht, dass Du eine Abtreibung nicht übers Herz bringen würdest.
  • Neben allen Umständen kann es für eine gute Entscheidung hilfreich sein, das Gewissen miteinzubeziehen. Hier findest Du Tipps, wie Du Deinem Gewissen auf die Spur kommen und davon ausgehend den für Dich richtigen Weg einschlagen kannst – damit auch auf lange Sicht Deine Entscheidung für Dich stimmig ist.

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Was ist das Gewissen?

Jeder kennt es und hat es auf die eine oder andere Art schonmal gespürt: das Gewissen. Es kann ein innerer Kompass für unser Handeln sein und wird oft wie eine innere Stimme wahrgenommen.
Ein „gutes Gewissen“ zu haben bedeutet, dass man der eigenen Gewissensstimme gefolgt ist. Das wird oftmals als friedvoll erlebt. Ein „schlechtes Gewissen“ wiederum kann anzeigen, dass einem eigentlich ein richtiger Weg bewusst war oder man ihn erahnt hat, ihn aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht eingeschlagen hat. Das eigene Innere wird dann meist als unruhig wahrgenommen. Nicht selten können im Nachgang Schuldgefühle, Traurigkeit oder ein Gefühl der Scham aufkommen.

Ein schlechtes Gewissen – aufgrund der Gesellschaft?
Vielleicht hast Du auch schon die Aussage gehört, dass bei einem schlechten Gewissen gesellschaftliche Konventionen eine Rolle spielen oder ein schlechtes Gewissen sogar von außen eingeredet werden kann.
Die Ansicht, dass sich das Gewissen nicht aus dem Menschen selbst heraus äußert, sondern sozusagen von außen vorgegeben wird, stammt ursprünglich von dem Wiener Psychiater Sigmund Freud. Danach entspricht das Gewissen dem, was man von den Eltern, den Lehrern, dem Staat, der Kirche, etc. erzählt bekommen hat.¹
Gesellschaftliche Einflüsse können eine Rolle spielen – das bedeutet allerdings nicht, dass das Gewissen nicht auch aus einem selbst heraus sprechen kann.
Im Bereich Schwangerschaftskonflikt zeigt die Beratungserfahrung bei Profemina, dass beispielsweise Schuldgefühle nach einer Abtreibung tief und echt sein können, ganz ohne, dass es einem von außen eingeredet wird.
Diese Erfahrung entspricht auch dem, wie Viktor E. Frankl, Psychiater aus Wien, das Gewissen sieht: Das Gewissen ist schon vor aller Moral, Erziehung und Prägung in jedem Menschen vorhanden. Es ist in etwa wie die Stimme des besten Freundes, dem man wirklich wichtig ist und der einem darum auch die Wahrheit sagt und nicht nur das, was man vielleicht gerne hören möchte. Das Gewissen ist die Weisheit des Herzens. Demnach hat jeder Mensch auch eine gewisse Entscheidungsfreiheit und ist nicht einzig fremdbestimmt durch die Gesellschaft.²

Umso wichtiger ist es daher, zu unterscheiden, was die eigene Meinung und was eine äußere Meinung ist. Hinzuhören, was das eigene Gewissen einem sagt – bereits vor einer wichtigen Entscheidung.

Werde ich eine Abtreibung bereuen?

Vielleicht ringst Du gerade um die richtige Entscheidung und hast große Sorge, dass Du eine Abtreibung bereuen könntest.

Dass Du diese Fragen und Gedanken zulassen kannst und ihnen nachgehst – womöglich trotz Angst und Zeitdruck – zeugt von einer großen inneren Stärke! Dieses innere Gespür und die ehrliche Auseinandersetzung damit sind ein Zeichen eines feinen und sensiblen Menschen. Es ist außerdem ein Zeichen von Umsicht und Weitsicht, wenn Du nach einem Weg suchst, mit dem es Dir auch auf lange Sicht gut gehen soll.

Schon vor einer Abtreibung die Sorge zu haben, dass man sie bereuen könnte, kann bereits ein Hinweis darauf sein, dass eine Abtreibung nicht der passende Weg für einen wäre.
Etwas im Nachhinein zu bereuen signalisiert, dass eigene tiefe Werte verletzt wurden – ja in manchen Fällen sogar der eigene Kern, wer man als Person sein möchte und ist. Du darfst Dich selbst also durchaus ernst nehmen und genau hinhören, was Dir Dein Innerstes sagt.

Vielleicht hast Du auch bereits die Erfahrung einer Abtreibung gemacht und es belastet Dich. Immer wieder berichten Frauen in der Beratung, dass sie eine weitere Abtreibung nicht erneut verkraften würden und diesen Weg darum nicht mehr einschlagen möchten.
Aber auch ohne diese Erfahrung kann es sein, dass Du Dich als eher empfindsamen und sensiblen Menschen kennst und Dich darum besonders schützen möchtest.

All dies sind erstzunehmende Argumente. Wir möchten Dich darin bestärken, Dir und Deiner Einschätzung zu vertrauen.


Wie kann ich herausfinden, was mein Gewissen zu einer möglichen Abtreibung sagt?

Nicht immer kann man direkt erkennen, was das Gewissen gerade sagt. Ängste über bestimmte Lebensumstände oder auch Stimmen von außen können sehr laut sein, sodass die leise Stimme des eigenen Herzens zunächst übertönt wird.

🌊 Vergleichbar ist das mit einem Fluss während eines Unwetters, wo das Wasser so aufgewühlt ist, dass man nichts mehr erkennen kann. Das Wasser muss erst ruhig werden, damit man den tiefen Grund wieder erkennen kann. Ebenso dürfen sich auch alle Stimmen, Regungen und Gefühle in Dir erst einmal setzen, bevor Du eine wichtige Entscheidung triffst.
Wichtig sind also genug Zeit und Ruhe, um die Stimme des Gewissens zu hören – beispielsweise bei einem Spaziergang oder sogar einer längeren Auszeit, wenn Du merkst, dass Dir das guttun kann.

Acht Möglichkeiten, dass sich Dein Gewissen gegen eine Abtreibung ausspricht

Aus der Beratungserfahrung haben wir hier einige Situationen zusammengestellt, die darauf hindeuten können, dass sich Dein Gewissen gerade meldet. Es kann sein, dass Du Dich in einem oder auch in mehreren der Punkte wiederfindest.

  • Viele Frauen beschreiben, dass ihnen einzelne Gedanken immer wieder durch den Kopf gehen. Folgende Beispiele werden in der Beratung oftmals genannt:

    • „Ich bringe eine Abtreibung nicht übers Herz.”
    • „Ich bin eigentlich gegen Abtreibung.“
    • „Irgendwas sagt, dass es falsch wäre.”
    • „Ich will nicht über Leben und Tod entscheiden.“
    • „Es tut mir so furchtbar leid.”

    Tipp für Dich: Diese oder ähnliche Aussagen und Gedanken können zeigen, welche Werte einem wichtig sind. Du kannst Dir einmal überlegen, welche das für Dich persönlich sind? Sie können davon ausgehend auch den Weg zeigen, der am besten dem eigenen Herzen und den eigenen Grundsätzen entspricht.

  • Vielleicht bist Du wütend – auf Dich, Deine Situation, und wie es überhaupt so weit kommen konnte. Vielleicht machst Du Dir selbst Vorwürfe, oder den Menschen, die es Dir gerade so schwer machen, eine Entscheidung zu treffen. Das kann der Partner sein, der sich nicht für das Kind entscheiden kann, oder jemand anderes in Deinem Umfeld.

    Tipp für Dich: Wenn Du Wut verspürst, weil Du Dich nun mit dem Gedanken an Abtreibung beschäftigen „musst”, dann kann es sein, dass sich Dein Gewissen meldet und sich dagegen auflehnen möchte. Wut ist ein sehr starkes Gefühl, das in gute Bahnen gelenkt werden möchte. Wenn Du es schaffst, die Wut nicht gegen Dich zu richten, sondern sie für Dich zu nutzen, kann sie Dir sogar helfen. Für was möchtest Du die Energie aus der Wut einsetzen? Kann sie Dir helfen, Dich gegen Angst, gegen Druck von außen, durchzusetzen? Dir die Kraft geben, für Deinen eigenen Weg einzustehen?

  • Dich erfüllt eine innere Unruhe, die nur schwer auszuhalten ist und von der Du Dich am liebsten ablenken möchtest?
    Vielleicht hast Du die Hoffnung, mit einer möglichst schnellen Entscheidung und einem zeitnahen Abtreibungstermin diese innere Unruhe „abzustellen”.

    Tipp für Dich: Eine innere Unruhe kann Dir signalisieren, dass etwas mit dem eingeschlagenen Weg nicht stimmt.
    Den Termin dann trotzdem „durchzuziehen”, verschafft vielleicht eine kurzfristige Erleichterung – wichtig ist jedoch vielmehr, dass Du mit der Entscheidung langfristig innere Ruhe und Frieden verspüren kannst. Wenn Dich der Termin also so sehr beunruhigt, kann das ein Signal Deines Gewissens sein, dass es nun ratsam ist, einen Schritt zurückzugehen, Dir noch Zeit zu nehmen und beide Wege nochmals zu beleuchten.

  • Sobald Du an die Abtreibung denkst, kommt eine Welle von Traurigkeit über Dich? Manche Frauen berichten auch, dass sie mit dem Kind sprechen und das Bedürfnis haben, sich für den erwogenen Weg zu entschuldigen.

    Tipp für Dich: Große innere Traurigkeit beim Gedanken an eine Abtreibung kann ein Anzeichen dafür sein, dass Dein Inneres spricht und diesen Weg nicht gehen möchte.
Eventuell kann es Dir helfen, Dir in einem ersten Schritt noch mehr Zeit zu nehmen. Gestehe Dir zu, nicht in Traurigkeit und aus Verzweiflung heraus eine solch wichtige Entscheidung zu treffen. Vielleicht möchte Dein Gewissen Dich damit genau vor dem Schmerz, den manche Frauen nach einer Abtreibung empfinden, warnen und bewahren.

  • Beim Gedanken an die Abtreibung verspürst Du große Angst?
    Vielleicht weißt Du nicht, wie Du die Angst einordnen kannst. Von manchen Seiten hörst Du vielleicht auch, dass Angst vor dem Termin normal sei.

    Tipp für Dich: Angst ist ein starkes Gefühl, das wir gerne versuchen, zu unterdrücken. Doch nichtsdestotrotz gibt es auch eine gesunde Angst, die uns vor einem Weg „warnen” kann, der uns nicht entspricht. In diesem Fall ist es möglich, dass Dein Gewissen auf diese Art zu Dir spricht.
    Vielleicht verspürst Du auch Angst, wenn Du an den Weg mit Kind denkst. Dann kann es sich lohnen, nochmal beide Wege genau anzuschauen.

    Was genau steckt hinter welcher Angst?
    Sind die Ängste auf Lebensumstände bezogen (Finanzen, Arbeit, Familie), die sich auch schrittweise ändern lassen könnten? Beziehen sie sich auf Bereiche, in denen Gestaltungsspielraum und Potenzial für Wachstum da sind? Wo Lösungen nach und nach gefunden werden können? Oder ist die Angst ein warnendes Gefühl des endgültigen Verlustes?

  • Viele Frauen finden sich in dieser Situation wieder, wenn der Partner unsicher ist oder das Kind nicht möchte und sie das Gefühl haben, die Partnerschaft würde auseinander gehen, falls sie sich für das Kind entscheiden.

    Tipp für Dich: Es kann helfen, einmal mit etwas Abstand auf Deine Situation zu blicken. Treffe ich diese Entscheidung gerade aus eigenem, freien Entschluss oder eher für jemand anderen? Werde ich gar unter Druck gesetzt – z.B. vom Partner oder anderen Menschen, die es mir z.B. nicht zutrauen?

    Auch hier ist also ein ehrlicher Blick wichtig: Entscheide ich gerade selbst, oder wird mir eine Entscheidung „aufgedrängt”? Würde ich mir von den anderen eigentlich eher wünschen, dass sie mich beim Weg mit Kind unterstützen?

    Es geht um Dich, um Deinen Weg und um Deine Entscheidung. Du verdienst Unterstützung, wenn Du Dich für Dein Kind entscheidest und darfst alle Hilfe dafür in Anspruch nehmen, die Du bekommen kannst.


    Wenn Du magst, kannst Du Dich für mutmachende Unterstützung auch an die Beraterinnen von Pro Femina e.V. wenden. Sie sind gerne für Dich da!

  • Du bist innerlich so unter Druck, dass Du kaum nachdenken kannst? Du versuchst alles, um Dich abzulenken und zu „funktionieren”? Ein Termin zur Abtreibung erscheint vielleicht als einziger Ausweg, so schnell wie möglich alles zu vergessen und die Uhr zurückzudrehen.
    Es ist verständlich, wenn Du in großer Not und Erschöpfung möglichst gar nicht mehr nachdenken möchtest. Manche Frauen beschreiben, dass sie sich in dieser Zeit als regelrecht „ferngesteuert” empfanden und nur noch funktionierten. Und doch: Im Nachhinein kann dann das Gefühl aufkommen, sich nicht genug Zeit und Raum für diese wichtige Entscheidung genommen zu haben. Und eventuell Dinge nicht zu Ende gedacht zu haben.

    Tipp für Dich: Das eigene Gewissen zu hören, braucht in der Regel Zeit und Ruhe. Besonders, wenn viele Gefühle gleichzeitig aufkommen und unterschiedliche Stimmen auf einen einströmen, kann es eine zeitlang brauchen, um alles zu sortieren.
    Sich eingestehen, dass es ein Prozess ist, der auch Kraft kostet, ist darum ein erster hilfreicher Schritt.
    Gerade eine lebensverändernde Entscheidung wie die zwischen einem Kind und einer Abtreibung ist keine Entscheidung, die man möglichst schnell treffen muss, sondern eine Entscheidung, die es wert ist, sich Zeit zu nehmen.
    Manchen Frauen kann es dazu beispielsweise helfen, sich ein wenig zurückzuziehen an einen stillen Ort. Ein Spaziergang im Wald oder an der See, ein Wochenende wegfahren – unternimm ruhig das, wovon Du spürst, dass es Dir nun gut tun würde.

  • Du kannst kaum schlafen oder Du weinst Dich in den Schlaf? Der Gedanke an den Termin erfüllt Dich mit Panik? Du wünschst Dir, dass sich irgendetwas ergibt, sodass Du das Kind doch behalten kannst?

    Tipp für Dich: Die Sorgen des Tages machen uns Menschen besonders nachts zu schaffen und können regelrecht den Schlaf rauben. Wenn es sich bei Dir aber ganz konkret auf den Abtreibungstermin bezieht, dann kann das ein Zeichen sein, dass Dein Gewissen zu Dir spricht. Denn nachts ist auch die Zeit, in der man am wenigsten abgelenkt ist und alles, was man tagsüber im Trubel des Alltags beiseite schieben kann, in einem arbeitet.

    Auch, wenn Du noch zu keiner endgültigen Entscheidung kommst, kann es helfen, den Abtreibungstermin nochmals zu verschieben und Dir noch einen zeitlichen Freiraum zu schaffen. Wenn es noch so in Dir arbeitet, lohnt sich ein Abwägen nochmal ganz von vorne. Kann der Weg mit Kind doch die bessere Alternative sein? Kann es noch weitere Hilfen geben, die ich vielleicht noch nicht gesehen habe? Ist es wirklich so unmöglich, wie ich anfangs dachte?

    • Du hast bereits einen Termin zur Abtreibung aber merkst, dass es Dir gerade eigentlich zu schnell geht? Manches ist noch ungelöst? Lies hier mehr dazu: Abtreibungstermin absagen

Ich habe eigentlich die Entscheidung gegen die Abtreibung getroffen, aber sehe auch noch nicht den Weg, wie es mit dem Kind gehen kann und werde immer wieder unsicher

Zu mir und meinem Weg stehen

Es kann sein, dass Du in einem Moment die klare und sichere Gewissheit bekommen hast, dass Dein Herz gegen eine Abtreibung spricht – wie auch immer die Umstände sind. Immer wieder berichten Frauen von einem entscheidenden Moment während der Entscheidungsfindung, der sich manchmal ganz spontan, manchmal durch einen äußeren Impuls ergibt.

Selbst, wenn die Entscheidung eigentlich getroffen ist, kann es sein, dass Du noch unsicher bist. Das ist ganz normal: Die Stimme des Gewissens zu hören bedeutet nicht, dass man das, was man als richtig erkannt hat, auch augenblicklich auf der Gefühlsebene spüren kann.

Es kann aber auch sein, dass der Entschluss, dass Du keine Abtreibung möchtest, noch nicht automatisch bedeutet, dass sich nun alles geklärt hat und Du beruhigt sein kannst. Denn wahrscheinlich sind die eigentlichen Sorgen noch nicht ausgeräumt oder es fehlen noch Lösungen, wie so manches mit dem Kind gehen kann.

Auch, wenn Du eine Entscheidung getroffen hast, können Probleme von außen Druck verursachen, Meinungen anderer Menschen verunsichern, oder auch ganz einfach die eigene Angst aufkommen, wie es nun mit diesem Weg weitergehen kann, auf dem doch – bildlich gesprochen – so viele Steine liegen.

Wenn Du erkannt hast, in welche Richtung es für Dich nun weitergeht, dann kann eine Herausforderung darin bestehen, diesen Weg auch beizubehalten. Umso wichtiger ist es, Schritt für Schritt zu gehen und Dir Unterstützung zu nehmen. Du bist es wert!

So kannst Du Deine Entscheidung festigen:

  • 🏁Vieles fällt leichter mit einem Ziel vor Augen! Mach Dir ruhig immer wieder das Schöne und Gute bewusst, das mit Deiner Entscheidung einhergeht. Dies kann motivieren, auch in der noch schwierigen Zeit mutig und tapfer durchzuhalten. Welche positiven Bilder gibt es in Dir? Zum Beispiel, Dir selbst treu zu bleiben? Oder dann einmal stolze Mutter zu sein?
  • 🗼In Momenten des Zweifels kann es helfen, sich zu erinnern, warum man sich für einen Weg entschieden hat. Du kannst Dir z.B. einen Spruch oder ein Motto auf die Hand schreiben oder an den Spiegel pinnen. Oder einen Menschen in Deinem Umfeld bitten, bei Zweifeln Dein Halt zu sein. Vielleicht gibt es auch einen besonderen Ort, wohin Du Dich zurückziehen kannst und der Dir so ein Leuchtturm im Sturm sein kann?
  • 🛟 Es kann helfen, Dir einen Notfall-Plan für kritische Momente zurechtzulegen. Dies können Situationen sein, von denen Du weißt, dass der Druck besonders hoch ist: Beispielsweise, wenn Konflikte mit dem Partner oder anderen Menschen Dich ins Zweifeln bringen. Ein sensibler Augenblick kann auch der Moment vor dem Ablaufen der Abtreibungsfrist sein, weil die Entscheidung dann nochmal endgültiger erscheint. Wenn Du Dich vorab wappnest, kannst Du besser damit umgehen – und Dir im Nachhinein auf die Schulter klopfen, dass jeder dieser Augenblicke Dich nochmal stärker gemacht hat, weil Du standgehalten hast.
  • 🫶 Such Dir Unterstützung und Wegbegleiter! Du musst jetzt nicht alles alleine stemmen und meistern. Wer könnte Dir zur Seite stehen, Dich ermutigen und Dir auch ganz praktisch helfen? Vielleicht möchtest Du auch einmal mit den Beraterinnen von Pro Femina e.V. zusammen auf Deine Situation schauen. Sie haben ein offenes Ohr für Dich und können mit Dir gemeinsam Stück für Stück nach Lösungen suchen, die Du Dir vielleicht noch weiterhin ersehnst, wenn es um den Weg mit Kind geht. Vielleicht könnte auch das Helfernetzwerk von Profemina hilfreich für Dich sein, wenn Du in Deiner Nähe wenig Unterstützung hast.

Ist eine Abtreibung mit meinem Glauben vereinbar?

Wenn Du selbst gläubig bist und Dich nun in einer schwierigen Situation befindest, weil Du (ungeplant) schwanger bist, kann es sein, dass Dich das Thema Abtreibung nochmal ganz anders beschäftigt.

Wie der Glaube einen prägt und dann letztlich auch, welches Gottesbild man selbst hat, kann sehr unterschiedlich sein – auch je nach Religion oder Konfession. Es kann sein, dass Du Deinen Glauben nun als wertvollen Halt erlebst, weil er Dir schon oft Orientierung gegeben hat. Es kann aber auch sein, dass er Dich in der schwierigen Situation nochmal neu herausfordert und Du Dir viele Fragen stellst.
Es geht offensichtlich um sehr tiefgreifende Sinnfragen und Du bist vielleicht gerade auch auf der Suche danach, wie Gott eine Abtreibung sieht, ob Abtreibung Sünde ist und ob Gott eine Abtreibung vergibt.

Das alles sind berechtigte Fragen und es spricht sehr für Dich, dass Du Dich damit auseinandersetzt.
In diesem Fall kann es hilfreich sein, sich an einen Seelsorger (beispielsweise in einer Gemeinde) zu wenden. Du bist es wert, dass Du Hilfe und Unterstützung erfährst und in dieser inneren Zerrissenheit nicht alleine bleibst!
Gerade wenn Du eigentlich glaubst, dass Dein Gott persönliches Interesse an Dir hat und Du für ihn wertvoll bist, dann kann dies vielleicht helfen, Deine Sorgen und Deine Situation liebevoll anzuschauen, ohne Dir selbst beispielsweise Vorwürfe zu machen, wie es jetzt zu der Situation gekommen ist.

Manche Frauen nehmen – auch unabhängig von einer Religiosität – eine natürliche Ehrfurcht vor dem ungeborenen Leben in sich wahr. Sie äußern, dass sie nicht über Leben und Tod entscheiden möchten.
Manche Frauen erleichtert auch der Gedanke, dem Leben einfach seinen Lauf zu lassen und nicht selbst aktiv in die Schwangerschaft einzugreifen. Die Einstellung, dass eventuell gar nicht die Notwendigkeit einer Entscheidung besteht, sondern alles sozusagen „nach oben” abzugeben und das Beste draus zu machen, kann eine Entlastung sein.

Ich habe bereits abgetrieben und bereue es. Was kann ich tun?

Die Beratungserfahrung von Profemina zeigt, dass es immer wieder vorkommt, dass Frauen ihre Abtreibung bereuen und nur schwer verarbeiten können.

Manche Frauen verspüren Reue direkt nach der Abtreibung, manche erst Jahre später. Manchmal kann ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Lebenssituation die Erinnerung „triggern”. Viele Frauen beschreiben, dass Termine wie der Jahrestag der Abtreibung, der eigentliche Geburtstermin oder wenn Menschen im Umfeld Kinder haben, die so alt sind, wie das eigene gewesen wäre, Erinnerungen auslösen.

Auch weitere Lebensereignisse können eine Rolle dabei spielen, dass die Abtreibung nochmal unter anderen Gesichtspunkten reflektiert wird. Beispielsweise ein später aufkommender Kinderwunsch, eine Trennung, Schwangerschaften von Frauen im nahen Umfeld, Krankheiten oder Todesfälle in der Familie.
Frauen, die ihre Entscheidung im Nachhinein bereuen, empfinden oft einen tiefen Schmerz und Trauer. Begleitet werden kann das von Wut, entweder sich selbst, dem Partner oder dem Umfeld gegenüber. Gerade dann, wenn diese möglicherweise nicht unterstützend zur Seite standen oder sogar aktiv für die Abtreibung gesprochen hatten.

Wenn Du selbst Deine Abtreibung bereust, dann kann es wichtig sein, dass Du Dich mit Deinem Schmerz nicht zurückziehst, sondern Dir Rat und Hilfe suchst.

Du kannst Dich vertrauensvoll an die Beraterinnen von Pro Femina e.V. wenden. Sie können mit Dir Adressen und Beratungsstellen suchen, die Dir auf Deinem Weg der Verarbeitung helfen können. Du erreichst sie per 📩 E-Mail, WhatsApp oder 📞 Telefon.

Auch Selbsthilfegruppen mit Frauen, denen es ähnlich geht, können hilfreich sein.

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Autoren & Quellen

Autorin

Yvonne Onusseit,
Pädagogin

Überprüfung

Psychologisches Team

Quellen

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