NFP – Natürliche Familienplanung Verhütung: Natürliche Alternativen

Natürliche Alternativen Verhütung

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Gibt es natürliche Alternativen zu hormoneller Verhütung?

  • Immer mehr Frauen wünschen sich eine Alternative zu Pille oder Kondom. Welche natürlichen Methoden gibt es und wie sicher sind sie?
  • Kann ich auch Zyklus-Apps oder Tracker verwenden, um zu verhüten oder um meine fruchtbaren Zeiten zu erkennen, wenn ich einen Kinderwunsch habe?
  • Wir stellen Dir außerdem die Symptothermale Methode vor und haben weitere Tipps und Anlaufstellen für Dich, wenn Du eine natürliche Alternative suchst.

Auf der Suche nach natürlichen Methoden

Die Gründe können vielfältig sein, weshalb der Wunsch nach einer natürlichen Verhütung aufkommt. Vielleicht bist Du selbst auf der Suche…

🌱 Hormonfrei leben
Immer mehr Frauen suchen eine Alternative zu hormonellen Verhütungsmethoden. Sei es, weil die Pille nicht vertragen wird oder weil Nebenwirkungen sich zunehmend bemerkbar machen. Neben gesundheitlichen Bedenken wird der Blick möglicherweise auch auf die Umwelt gerichtet. Denn letztlich können auch dort künstliche Hormone von Verhütungsmitteln eine Belastung darstellen.

🧸 Kinderwunsch
Wenn ein Kinderwunsch besteht oder dieser eine gewisse Zeit lang unerfüllt bleibt, beginnen viele Frauen sich mit ihrem Zyklus auseinanderzusetzen. Indem sie besser ihre eigenen Körpervorgänge verstehen, erkennen sie die fruchtbaren Zeitfenster, in denen sie tatsächlich schwanger werden können. Durch genaue Zyklusbeobachtung ist es oftmals auch möglich, hormonelle Störungen und Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch, wie z.B. Unregelmäßigkeiten im Zyklus oder eine Gelbkörperhormonschwäche, herauszufinden.

💪 Selbstbestimmt sein
Der Wunsch nach einer natürlichen Verhütungsmethode kann auch aufkommen, weil man sich freier und selbstbestimmter fühlen möchte – unabhängig von künstlich zugeführten Hormonen oder „Fremdkörpern" im eigenen Körper, wie bspw. der Spirale. Doch auch, um die ständige Sorge einer ungeplanten Schwangerschaft beiseite legen zu können: Die eigenen Körpervorgänge werden nämlich so nachvollziehbarer und können mit größerer Sicherheit einsortiert werden.

Wer den eigenen Zyklus immer besser kennenlernt, kann sich sicherer und freier zugleich fühlen – so beschreiben es viele Frauen.

Die Symptothermale Methode

Mit dieser Methode kann zum einen bewusst eine Schwangerschaft geplant werden, zum anderen kann sie aber auch zur Verhütung genutzt werden. Nicht zuletzt können Frauen die Methode auch einfach nutzen, um sich selbst und ihren Körper besser kennenzulernen.

Es ist insofern eine natürliche Methode, weil das Wissen um den eigenen Zyklus im Fokus steht. Durch Beobachtung und Auswertung können somit die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage sehr genau bestimmt werden.

Der Name setzt sich aus den Worten „Symptom“ + „thermal“ zusammen.

Zum einen geht es also darum, ein bestimmtes Symptom und Anzeichen des Körpers zu beobachten und zu verstehen: Den Zervixschleim. 
Dieser wird im Laufe des gesamten Zyklus im Gebärmutterhals (lat. cervix) produziert und durch die Scheide abgesondert – dabei unterliegt er stets hormonellen Schwankungen. Vor dem Eisprung steigt der Östrogenwert, wodurch mehr Zervixschleim gebildet wird und sich seine Konsistenz erkennbar verändert. Dies kann in einem Zyklusblatt oder einer geeigneten App eingetragen werden, um die wahrscheinlich fruchtbaren Tage festzustellen.

Zum anderen wird die eigene Körperkerntemperatur gemessen (auch Basaltemperatur oder Aufwachtemperatur genannt). Diese steigt nach dem Eisprung nämlich minimal, doch auffällig an. Die Temperatur wird täglich morgens direkt nach dem Aufwachen mit einem Thermometer, das zwei Nachkommastellen hat, gemessen und in einem Zyklusblatt oder einer geeigneten App notiert. So wird das Einsetzen des unfruchtbaren Zeitfensters nach dem Eisprung angezeigt.

  • Reicht allein die Beobachtung des Zervixschleims aus?

Nein. Bei der Billingsmethode oder Ovulationsmethode wird nur der Zervixschleim beobachtet. Die Methode ist allerdings sehr unsicher (Pearl Index 5–35). Beispielsweise kann manchmal schon eine fruchtbare Zeit bestehen, ohne dass der Zervixschleim beobachtbar wäre. Außerdem kann dieser von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, was unter anderem dazu führt, dass die Beobachtung nicht möglich oder erschwert ist.

  • Reicht allein die Temperaturmessung aus?

Nein. Auch die Körpertemperatur kann von verschiedenen Faktoren wie Infekten beeinflusst werden und reicht für sich allein genommen nicht für eine zuverlässige Verhütung aus (Pearl Index 1–10). Sie ist für das Erkennen der unfruchtbaren Zeit nach dem Eisprung relevant, aber nicht für das Verständnis der ersten Zyklushälfte (Einsetzen der fruchtbaren Tage) – dazu braucht es weitere Faktoren.

Daher baut die Symptothermale Methode auf diesen beiden Techniken (Ovululationsmethode und Temperaturmethode) auf. Sie ist wissenschaftlich fundiert und kann nach bestimmten Regeln erlernt werden.

Wie sicher ist die Symptothermale Methode als Verhütungsmethode?

Die Symptothermale Methode ist evidenzbasiert, d.h., dass es dazu Studien und Nachweise gibt, welche die Sicherheit bei richtiger Anwendung als sehr hoch einschätzen. Der Pearl Index* beträgt 0,4-0,8. und kommt damit dem Pearl Index von hormonellen Verhütungsmitteln gleich.
Voraussetzung für eine sichere Anwendung der symptothermalen Methode ist, diese zunächst gut zu erlernen.

Hinweis: Wenn an den fruchtbaren Tagen zum Beispiel mit Barrieremethoden (wie dem Kondom) verhütet wird, gilt dabei der Pearl Index dieser Methoden. Bei der Symptothermalen Methode hingegen wird an fruchtbaren Tagen auf den Geschlechtsverkehr verzichtet.

*Mit dem PI wird angegeben, wieviele von 100 Frauen schwanger werden, obwohl sie zwölf Monate lang mit einer bestimmten Methode verhütet haben.

  • Als Gründer der Symptothermale Methode gelten Dr. Josef Rötzer und seine Frau Margareta Rötzer aus Österreich, die in den 50er Jahren anhand ihres bisherigen Wissens und durch Selbstbeobachtung neue Zusammenhänge herausgefunden haben. Diese Praktiken wurden mit der Zeit von immer mehr Paaren angewandt und dokumentiert, sodass auch erste wissenschaftliche Auswertungen möglich waren. Es entstand das Institut für Natürliche Empfängnisregelung (INER).

    Sehr bekannt ist im deutschsprachigen Raum auch die Natürliche Familienplanung nach Sensiplan®. Sie wurde von einer Malteser Arbeitsgruppe zusammen mit einem Forschungsprojekt der Universität Düsseldorf und Heidelberg aufgebaut. Auch hier wurden Studien durchgeführt, welche den Pearl Index der Symptothermalen Methode bestätigen.

Wo kann ich die Symptothermale Methode erlernen?

Die Methode kann nicht von heute auf morgen angewendet werden. Es gibt Regelungen zur Beobachtung und Auswertung des eigenen Zyklus. Diese können erlernt werden, zum Beispiel durch Bücher, in Kursen (auch online) oder durch persönliche Betreuung von zertifizierten Beraterinnen.

Einige Adressen sind hier als Auswahl aufgeführt:

Weiterführende Themen:

Was können Zyklus-Apps, -Computer und -Tracker?

Auf dem Markt gibt es inzwischen einige solche Produkte – kein Wunder, wenn man da leicht den Überblick verliert und gar nicht für sich einsortieren kann, ob und was davon vielleicht sinnvoll sein könnte oder vielleicht sogar unsicher ist. Wir geben einen kleinen Überblick.

Menstruations-Apps / Prognose-Apps:

Diese Apps basieren meist auf der Kalendermethode. Du kannst Deine Periode und manchmal auch andere Anzeichen oder Deine Stimmungslage/Gefühle eintragen. Es funktioniert wie eine Art Zyklus-Tagebuch und kann daher ein hilfreicher Einstieg sein, um sich vermehrt mit dem eigenen Körper zu beschäftigen.
Manche Apps geben an, wann wohl Dein Eisprung und Deine nächste Periode erfolgen. Doch der Hintergrund dieser Auswertungen ist eine rein computerbasierte Rechnung, die nichts mit dem eigenen Körper zu tun hat. Oft wird nach einem vorprogrammierten 28-Tage-Zyklus berechnet, der dem Zyklus vieler Frauen gar nicht entspricht.
Selbst wenn die App Deine bisherigen Zyklen als Grundlage für ihre Prognose verwendet, wird dabei nur ein Durchschnittswert bestimmt und eine grobe Wahrscheinlichkeit errechnet. Doch Dein nächster Zyklus kann ganz anders verlaufen, als der Durchschnitt Deiner bisherigen Zyklen es vorgeben würde. Und selbst bei einem regelmäßigen Zyklus können Eisprung und fruchtbare Tage vom Zeitraum her variieren.

Fazit: Zyklus-Apps können keine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmen oder voraussagen, wann der Eisprung stattfindet. Sie sind weder zur Verhütung, noch im Fall eines Kinderwunsches geeignet.

Computer und Tracker mit bestimmten Parametern:

Viele Apps geben wiederum an, sich auf eine natürliche Methode zu berufen und Verschiedenes berechnen zu können – daher bezeichnen sie sich oftmals als Zyklus-Computer.
Auch hier gibt es ein breites Spektrum: Von Apps über Armbänder mit Messgeräten bis hin zu Kombinationen von kleinen Computern mit Thermometern, die die gemessene Temperatur direkt an den Computer übermitteln.
Einige sind allein auf die Werte der Körpertemperatur angelegt, bei anderen werden auch Schlafzeiten, Herzfrequenz und ähnliches gemessen. Wiederum andere können zusätzlich die Veränderung des Zervixschleims tracken.
Viele Hersteller machen für die Nutzerinnen allerdings nicht transparent, wie die Ergebnisse letztlich errechnet werden.
Zyklus-Computer können dabei helfen, mehr auf die eigene Gesundheit zu achten. Die Fruchtbarkeit kann durch die Parameter jedoch nicht bestimmt werden.

Fazit:
Solche Zyklus-Computer können keine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmen oder voraussagen, wann der Eisprung stattfindet. Sie sind weder zur Verhütung, noch im Fall eines Kinderwunsches geeignet.

Apps oder Tracker auf Grundlage der Symptothermalen Methode:

Inzwischen gibt es auch einige Produkte, die sich auf NFP beziehungsweise die Syptothermale Methode berufen. Das heißt, dort können Körperkerntemperatur und Beobachtungen des Zervixschleims eingetragen werden.
Im Wesentlichen gibt es zwei Unterschiede:

  1. Apps, welche die Daten veranschaulichend darstellen. Sie dienen sozusagen dem Ersatz von Papier und Stift und sind eine digitale Aufzeichnung der eigenen Beobachtungen und Messungen.
  2. Apps, welche die eingetragenen Daten auswerten. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass Du selbst die Methode gut kennst und beherrschst – und nicht blind der digitalen Auswertung vertraut wird. Beispielsweise brauchst Du ein geeignetes Thermometer mit zwei Nachkommastellen und solltest die Veränderung des Zervixschleims erkennen können.

Die Anbieter der entsprechenden Apps sollten seriös und nachvollziehbar sein und im besten Fall Beratung und Support anbieten. Auch sollte die Finanzierung des Produktes transparent sein, sodass Deine Daten nicht an Dritte weitergeben werden: Wenn eine App einen monatlichen Betrag festsetzt, ist sie in der Regel datenschutztechnisch sicherer.

Fazit: Solche Apps können angewendet werden, sofern man mit dem Regelwerk der Symptothermalen Methode vertraut ist. Dann ist es möglich, fruchtbare und unfruchtbare Zeiten zuverlässig zu erkennen.

Gut zu wissen: Keine App kann den Eisprung genau bestimmen. Selbst Frauen, welche den sogenannten „Mittelschmerz“ wahrnehmen, können nicht genau wissen, wann der Eisprung stattfindet. Der Schmerz des Bauchfells – meist als stechend empfunden – steht zwar im Zusammenhang mit dem Eisprung, kann zeitlich aber auch davor oder danach vorkommen.

Vorteile der Symptothermalen Methode auf einen Blick:

  • Es können sowohl fruchtbare als auch unfruchtbare Tage ermittelt werden.
  • Sie ist in jeder Phase des Lebens anwendbar (auch in der Stillzeit oder in den Wechseljahren: dafür gibt es dann jeweils ein eigenes kleines Regelwerk).
  • Sie hilft, den eigenen Körper und seine Vorgänge besser kennenzulernen und sich als Frau selbst wertzuschätzen.
  • Weitere Körperanzeichen können in Zusammenhang mit dem Zyklus verstanden werden (wie Hautunreinheiten, Stimmungsschwankungen, Energie- oder Kraftmangel, …)
  • Studien zeigen, dass die Anwendung der NFP positive Auswirkungen auf die Partnerschaft hat.


Nachteile der Symtothermalen Methode (für wen ist sie nicht geeignet)

  • Sie kann nicht von heute auf morgen angewandt werden. Man muss sich mit dem Regelwerk und den eigenen Körperanzeichen gründlich auseinandersetzen.
  • Sie schützt nicht vor Geschlechtskrankheiten, die vor allem bei häufigem Partnerwechsel auftreten können.
  • Anfangs können etwas höhere Investitionen für Literatur, Kurse o.ä. anfallen. Langfristig gesehen sind in der Regel keine Kosten mehr nötig. Selbst, wenn zum Zyklus-Tracking eine kostenpflichtige App verwendet wird, beschränken sich dabei die monatlichen Kosten in der Regel auf einen im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln niedrigen Betrag.


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Autoren & Quellen

Autorin

Verena Küpper,
Sozial- und Geisteswissenschaftlerin

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