Was ist erlaubt? Abtreibung in Deutschland – Rechtslage

Abtreibung in Deutschland – Rechtslage

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Häufig gestellte Fragen zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland

In Deutschland gibt es genaue gesetzliche Regelungen zum Thema Abtreibung. Hier findest Du einen Überblick über die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen und Antworten auf Fragen, die Du Dir womöglich gerade stellst.

Ist eine Abtreibung in Deutschland legal und straffrei?

Ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland ist laut §218 des Strafgesetzbuches (StGB) nicht legal. Unter bestimmten Voraussetzungen bleibt er jedoch straffrei. Wann genau das der Fall ist, findest Du unter Straffreie Abtreibung.

Gibt es ein Abtreibungsgesetz in Deutschland?

In Deutschland gibt es kein extra definiertes Abtreibungsgesetz. Immer wieder ist jedoch die Rede von einem „Abtreibungsparagraph“. Damit ist der § 218 StGB gemeint, in dem die Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch festgehalten sind. Die §§ 218 ff. des StGBs stellen Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich für alle Beteiligten unter Strafe, nennen aber auch Ausnahmen, unter denen eine Abtreibung straflos bleibt.

Des Weiteren gibt es das Gesetz zur Vermeidung und Bewältigung von Schwangerschaftskonflikten (Schwangerschaftskonfliktgesetz - SchKG), in dem unter anderem die Schwangerschaftskonfliktberatung und die Vornahme von Abtreibungen geregelt werden.

Ab wann kann man in Deutschland abtreiben?

Während die Fristen bis wann man abtreiben kann für die medikamentöse und die operative Methode sehr genau festgelegt sind, gibt es keine genau genau festgelegten unteren Grenzen, ab wann man in Deutschland abtreiben kann.
Bevor eine Abtreibung jedoch möglich ist, muss die Schwangerschaft zuvor ärztlich bestätigt und eine vermutete Eileiterschwangerschaft ausgeschlossen sein. Eine Abtreibung ist demnach, aus rein biologischer/medizinischer Sicht, schon relativ früh möglich. Viele Frauen berichten jedoch, dass es ihnen gut getan hat, sich die mögliche Zeit für eine gereifte Entscheidung genommen zu haben. Besonders wenn die Schwangerschaft sehr überraschend eintritt, kann es hilfreich sein, die Nachricht erst einmal zu verarbeiten und in Ruhe beide möglichen Wege abzuwägen. Hinzu kommt, dass das Fehlgeburtsrisiko in den ersten Wochen einer Schwangerschaft noch höher ist und damit die Möglichkeit besteht, dass die Schwangerschaft auf natürlichem Wege abgeht.

Antworten auf Fragen zu den rechtlichen Gegebenheiten findest Du im folgenden Abschnitt.

Wichtige Themen in Verbindung mit Abtreibung in Deutschland

Eine kurze Übersicht, unter welchen Voraussetzungen eine Abtreibung in Deutschland legal ist und ob man zur Abtreibung gedrängt werden darf, findest Du hier.

Beratungsregelung

Eine Voraussetzung für eine Abtreibung in Deutschland ist, dass sich eine Frau vor einem Abbruch bei einer staatlich anerkannten Stelle beraten lassen muss. Zwischen Beratung und einer möglichen Abtreibung müssen dann drei Tage Bedenkzeit vergehen. Man nennt diese Vorgabe Beratungsregelung.

Medizinische Indikation

Sobald eine medizinische Indikation vorliegt, ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland möglich und nicht rechtswidrig – sogar über die 12. Schwangerschaftswoche hinaus. Im Artikel Medizinische Indikation findest Du genauere Informationen dazu.

Kriminologische Indikation

Auch bei der kriminologischen Indikation, also wenn die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung entstanden ist, gilt ein Schwangerschaftsabbruch als nicht rechtswidrig. Die besonderen Regelungen dazu findest Du in unserem Artikel Abtreibung nach Vergewaltigung.

Nötigung zur Abtreibung

Dem deutschen Gesetzgeber ist es wichtig, dass keine Frau gegen ihren Willen zu einer Abtreibung gedrängt oder gezwungen werden darf. Daher ist Nötigung zur Abtreibung in Deutschland strafbar.


Im Schwangerschaftskonflikt: Wie kann es weitergehen?

Wenn Du selbst gerade vor der Frage stehst „Abtreibung – ja oder nein?" bewegt Dich vermutlich neben den rechtlichen Aspekten noch vieles andere.

Wie treffe ich eine gute Entscheidung?

Für eine gute Entscheidungsfindung gibt es mehrere Wege. Vielen Frauen hilft es, sich für diese schwierige Entscheidung Zeit zu nehmen und nicht aus einem ersten Schock oder Ängsten heraus zu entscheiden. Perspektiven eröffnen sich oft erst mit der Zeit und nachdem sich ein mögliches anfängliches Gefühlschaos wieder gelegt hat.

11 weitere konkreteTipps für eine gute Entscheidungsfindung findest Du in unserem Artikel Wie treffe ich eine gute Entscheidung.

Gerne kannst Du Dich mit all Deinen Fragen auch an die Beraterinnen von Pro Femina e.V. wenden: Zum Kontakt per Mail, WhatsApp oder Telefon!

Hier findest Du weitere Hilfen und Informationen:

Was ist was? Eine Übersicht:

  • Absaugmethode

    Die Absaugmethode (Vakuumaspiration) ist ein operativer Eingriff mit einem Sauginstrument und bis zur 14. SSW möglich. Bei dieser ambulanten Operation wird der Muttermund

  • Die Ausschabung

    Die Ausschabung (Curettage) ist ebenfalls ein operativer Eingriff unter Vollnarkose (seltener unter örtlicher Betäubung). Mit einem Schabinstrument wird der Embryo mit

  • Abtreibungspille Mifegyne®️:

    Die Abtreibungspille Mifegyne®️ ist eine medikamentöse Methode und bis zur 9. SSW möglich. Die Pille mit dem Wirkstoff Mifepriston wird unter ärztlicher Aufsicht 

Wo darf man abtreiben?

In Deutschland darf ausschließlich ein Arzt eine Abtreibung durchführen. Das ist ebenfalls eine Voraussetzung, damit ein Schwangerschaftsabbruch straffrei bleibt. Das bedeutet aber nicht, dass man bei jedem Arzt oder Frauenarzt abtreiben kann, sondern nur bei solchen, die Abtreibungen vornehmen und dafür zugelassen sind. Diese Ärzte müssen zwar nicht zwangsläufig Gynäkologen sein, sind es aber in der Regel. So gibt es Arztpraxen oder Kliniken, die unter anderem oder ausschließlich Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Manche nehmen dabei nur medikamentöse Abtreibungen vor, andere führen auch operative Schwangerschaftsabbrüche durch. Somit kann der Hausarzt nicht einfach die Abtreibungspille verschreiben. Diese erhält man auch nicht auf Rezept oder in der Apotheke, sondern nur in einer dafür zugelassenen Klinik oder Arztpraxis.

Weitere Infos

Folgen und Risiken

Viele Frauen in einem Schwangerschaftskonflikt stellen sich auch die Frage nach möglichen Risiken und Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs. Aus rein medizinischer Sicht ist ein Schwangerschaftsabbruch eher kein großer Eingriff, obwohl er ein natürliches Geschehen abrupt unterbricht. Zu den möglichen Risiken und Nebenwirkungen einer Abtreibung gehören z.B. Blutungen und krampfartige Bauchschmerzen.

  • Mehr zu den körperlichen Risiken und Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs findest Du hier.

Auch psychische Folgen können nicht ausgeschlossen werden. Hier gibt es allerdings keine pauschale Antwort. Denn so wie jede Frau einzigartig ist, wird auch ein Schwangerschaftsabbruch sowie die Zeit danach sehr individuell und damit unterschiedlich erlebt. Während manche Frauen (zunächst) erleichtert sind, berichten andere Frauen von Gefühlen von innerer Leere, Schuld und Trauer oder von einem plötzlichen Kinderwunsch. Wird ein Schwangerschaftsabbruch zu einer echten psychischen Belastung können beispielsweise depressive Symptome, Schlaf- und Angststörungen hinzukommen.

  • Wann leiden Frauen besonders unter einer Abtreibung? Und wie wirkt sich eine Abtreibung auf die Beziehung aus? - Lese hier mehr dazu

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